Hallo,
3 Monate nach meinem PFO-Verschluss möchte ich jetzt auch gerne meine Erfahrung teilen.
Ich hatte dieses Jahr im Juni mit 23 Jahren einen TIA ( = leichter Schlaganfall ohne bleibende Schäden, der sich innerhalb von wenigen Stunden zurückbildet)
Mir ist abends, nachdem ich den ganzen Tag am Schreibtisch saß, plötzlich die rechte Gesichtshälfte+rechter Arm eingeschlafen (Kribbeln und leichtes Taubheitsgefühl)
Dann also mit dem Krankenwagen, da kein Arzt mehr offen hatte, in der Notaufnahme gelandet. Während der Fahrt hatten sich die Symptome jedoch schlagartig nach 1,5h Andauer vollständig eingestellt. Das MRT und sonstige koordinative Untersuchungen waren unauffällig. Trotzdem behielt man mich 3 Tage da und checkte mich in der Neurologie komplett durch (Blut, Duplexsonographie, TTE, EEG, Lumbalpunktion, OFO-Test, TEE).
Erst der OFO-Test war auffällig (Mit Ultraschall an der Halsschlagader wird die Hervorhofdurchlässigkeit untersucht). Genau Infos über den Defekt bekam man dann anhand es Schluckechos (TEE). Dank den K.O.Tropfen und dem Rachenspray mit Bananengeschnmack war das eigentlich ganz gut auszuhalten. Diagnose: Großes PFO + Vorhofseptumaneurysma --> Stark erhöhtes Risiko, dass eine Blut-Verklumpung an der Lunge vorbei ins Gehirn marschiert. Glück im Unglück, dass der TIA so harmlos ausgefallen ist. Durch das lange Sitzen hat sich vermutlich eine kleine Verklumpung in den Beinvenen gebildet die durch das PFO durch ist und den Durchfluss eines Gefäßes im Gehirn eingeschränkt hat, daher das Taubheitsgefühl beim TIA.
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Falls es jemand interessiert, kurz ein paar Erklärungen, die oft falsch kommuniziert werden:
PFO: Eine Art "Falltüre" die aus zwei Vorhofwänden besteht, die nach der Geburt nicht verwachsen sind. Durch unterschiedliche Druckverhältnisse im Herz öffnen und schließen diese sich (öffnen vor allem beim pressen)
ASD: DEFEKT in der Herzscheidewand = Loch in der Herzscheidewand
PFO ≠ ASD ≠ Loch
Mein Kardiologe meinte, ein ASD kann evtl. mit einem Schirm, aber z.B. wenn es zu groß ist operativ verschlossen werden.
Ein PFO wird heutzutage fast ausschließlich mit Schirmchen verschlossen.
Vorhofseptumaneurysma: ist kein klassisches Aneurysma(Geschwür) das entfernt werden muss, sondern vielmehr eine Unform/Wölbung der Vorhofwand, die den Blutstrom begünstigt, eher durch das PFO zu gehen als ohne VHSAn. Liegt also kein PFO oder ASD vor, ist ein VHSAn. ungefährlich.
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Zur Option stand also entweder ein Leben lang starke Blutverdünner (Marcumar oder Pradaxa) zu nehmen, oder das PFO zu schließen, um 6 Monate später die Gerinnungshemmer abzusetzen und wieder ein normales Leben führen zu können, ohne jeden Tag an das PFO erinnert zu werden.
Nach den positiven Berichte meiner Ärzte und den Bekannten, die schon so ein Schirmchen eingebaut hatten, war für mich die Entscheidung ganz klar, das PFO mechanisch schließen zu lassen. Wenn es daheim in die rein Hütte regnet wird ja, um den Teppich trocken zu halte, auch vorzugsweise dass Dach geflickt und nicht nur ein Eimer drunter gestellt

Funktionieren tut beides, keine Frage.
Angst hat man natürlich trotzdem, das ist ja normal.
Die OP wurde bei mir im September in der Uni-Klinik Ulm von Dr. Dame durchgeführt.
Von dem Prozedere selbst, weiß ich zum Glück nichts mehr, vielmehr ich hab's verschlafen, da ich natürlich wieder reichlich diese medizinischen K.O.-Tropfen verlangt habe, als ich zum OP-Tisch laufen durfte, was tatsächlich das unangenehmste an dem Ganzen war.
Jedenfalls war dann mein PFO mit einem 25mm Amplatzer-Okkluder verschlossen worden, das konnte ich den Chirurg noch fragen als ich aus meinem Rausch aufgewacht bin. Dementsprechend gut gelaunt war ich dann auch noch die restlichen 2 Stunden. Nach 6 Stunden Druckverband an der Punktionsstelle durfte ich wieder aufstehen und nach insg. 2 Nächten die Klinik verlassen. Schmerzen hatte ich schon an der Punktionsstelle, da das dort ziemlich ins Gewebe eingeblutet hatte. Aber nach einer Woche konnte ich wieder ohne Probleme laufen.
Bin von Pradaxa, dann nach der OP auf ASS100+Clopidogrel ungestellt worden. Clopidogrel nur 1 Monat, ASS 6 Monate. Mit Sport durfte ich 14 Tage nach der OP wieder gemächlich anfangen. Heute trainiere ich ganz normal wieder, auch mit Gewichten.
30 Tage nach der OP bei der ersten Kontrolle konnte man bei einem Herzultraschall (von außen

) die richtige Position des Schirmchens feststellen.
4 Wochen nach der OP hatte ich mal ein paar Tage lang ab und zu spürbare Extrasystolen. Der Besuch beim Arzt ergab, dass diese nur aus den Vorhöfen kommen, und ungefährlich seien. Hatte in der Zeit eine starke Erkältung mit Stechen im Brustbereich. Die zeitgleiche Nachkontrolle des Herzens zeigte allerdings, das das Stechen nichts mit dem Herz zu tun haben kann, da hier alle Werte sehr gut passen.
Fazit:
Mir geht es bis jetzt prima mit meinem reparierten PFO. Extrasystolen hatte ich seitdem nicht mehr. Bin sehr froh diesen Weg gegangen zu sein. Da der PFO-Verschluss mittlerweile ein absoluter Standard-Eingriff ist, und das Risiko beim Autofahren zu sterben als bei dieser Katheter-OP ist wohl deutlich höher.
Ich hoffe ich konnte mit meinem Bericht ein bisschen dazu beitragen, dass all diese Negativ-Berichte, auf die auch ich vorwiegend im Internet gestoßen bin, ein bisschen weniger im Vordergrund stehen.
Es melden sich immer alle die unzufrieden sind, die zufriedenen schweigen und sind glücklich. Dass ist bei jedem Thema so. Also tut euch selbst einen Gefallen und macht euch bitte keine persönliche Statistik anhand der Foren-Berichte, sondern lest, wenn ihr euch informieren wollt, Fachberichte oder unterhaltet euch mit Ärzten und Patienten.
Alles Gute und viel Kraft.