Seit 12 Jahren habe ich MS. Angefangen hat es ganz schlimm, ich konnte nichts sehen, nicht gehen, verlor mein Gleichgewicht...
Dazu kam auch noch eine falsche Diagnose von den Augenärzten (Sehnerventzündung), worauf ich hunderte Spritzen direkt in die Augen bekam, das war eine richtige Tortur. Als sie dann nach ca. einem Monat auch selbst festgestellt haben, dass sie sich geirrt haben, bekam ich nicht einmal eine Entschuldigung, sondern wurde einfach nur in eine andere (neurologische) Klinik gesteckt...
Dazu muss ich sagen, dass ich die ganze Zeit ganz alleine war, niemanden als Unterstützung hatte... (heute ist es immer noch so...)
In der neurologischen Klinik bekam ich aufgrund des MRI-Befunds Infusionen und nach 4 Tagen ging es mir wieder gut! Ich konnte wieder sehen, gehen, alles war wie vorher.
Damals war ich 18 Jahre alt und hatte noch nie von dieser Krankheit gehört... Es hat mich eigentlich auch nicht interessiert...
Es ging mir also wieder ganz gut und ich habe das Gymnasium abgeschlossen (war nach einem halben Jahr noch einmal im Krankenhaus, weil sich mein Zustand verschlechtert hatte, ich konnte nicht gehen), bekam wieder diese Infusionen und es ging wieder. Dann habe ich studiert. Zwei Jahre lang sah man es mir gar nicht an, dass ich was habe, obwohl es mir psychisch sehr schlecht ging, da ich immer darauf achten musste nicht hinzufallen, niemanden hatte, der mich irgendwie unterstützen würde...
Nach zwei jahren konnte ich schon wieder kaum gehen und war wieder im Krankenhaus, wo ich wieder die Infusionen bekam, die aber schon fast gar nicht mehr halfen. Nach einem halben Jahr musste ich schon wieder ins Krankenhaus. Bekam schon wieder diese Infusionen, die inzwischen überhaupt nicht mehr gewirkt haben und ich beschloss, das nicht mehr zu machen.
Ich habe mit letzter Kraft die Universität abgeschlossen, inzwischen war ich 25. Arbeiten konnte ich nicht. Ich konnte nichts mehr. Seit dem ich mit der Uni fertig bin, geh ich gar nicht mehr aus dem Haus. Ich habe einen Untermieter, das ist die einzige Person, die mir hilft, bzw. er geht einkaufen, zur Post usw., weil ich ja nicht in der Lage bin überhaupt aufzustehen... Wir streiten oft, weil er es nicht einsieht, dass er immer alles machen muss, und ich nur noch schlecht drauf bin und jeden Tag nur noch weine...
Das alles macht mich total fertig. Als ich nichts über die Krankheit gewusst habe, ging es mir total gut. Je mehr ich über MS erfuhr, desto schlechter ging es mir. Jetzt bin ich an einem Punkt, wo ich nur noch darüber nachdenke, dass ich völlig überflüssig bin, total nutzlos und es für mich keinen Grund mehr gibt zu leben. Jeden Tag überlege ich mir, wie ich mich umbringen könnte, aber dass ich dann auch wirklich sterbe und nicht auch noch in der Psychiatrie lande. Das wäre ja noch schlimmer...
Das schlimmste von allem ist, dass ich mein ganzes Leben lang ganz allein bin. Meine Mutter hat mich mit 18 bekommen, hat mich nie gewollt, hat mich auch mein ganzes Leben lang gehasst und ohne jeglichen Grund jeden Tag ganz heftig verprügelt. Als ich 17 war habe ich sie verklagt und habe seitdem keinen Kontakt mehr zu ihr. Von meinem Vater hat sie sich scheiden lassen als ich 11 war und mit ihm habe ich zwar noch Kontakt, er war aber inzwischen noch einmal verheiratet, hat noch 2 Kinder aus der zweiten Ehe und sagt mir immer, dass ich doch total gut aussehe und ich mich doch nicht so anstellen soll... Das ist besonders schlimm. Wir sehen uns auch nur einmal im Jahr, wenn er mich besucht, oder gar nicht, und jedes mal bin ich sehr enttäuscht, weil er überhaupt nichts darüber hören will, wie schlecht es mir geht...
Ich bin jetzt 29 und will einfach nur noch sterben.